
Die neuen digitalen Öko-Systeme
Pflanzenschutz- und Landtechnik-Unternehmen arbeiten an neuen Geschäftsmodellen
VON OLAF DEININGER
Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln betrifft es besonders: Was wird aus ihrem Geschäft, wenn dank einer immer smarteren Landtechnik immer weniger Pflanzenschutzmittel benötigt werden, um die gleichen Erträge zu erzielen? Wenn der Gesetzgeber den Einsatz immer weiter reglementiert und reduziert? Letzteres mag nicht jedem gefallen. Andererseits ist es kaum aufzuhalten. Bereits seit Jahren bereiten sich viele Hersteller auf diese Situation vor. Sie entwickeln den integrierten Pflanzenschutz weiter, der acker- und pflanzenbauliche Maßnahmen kombiniert, oder schadschwellen-konforme Lösungen wie etwa selektive Herbizide. Doch damit Landwirte dies auch standortspezifisch einsetzen und miteinander kombinieren können, braucht es digitale Lösungen, die eine gezielte und somit reduzierte Ausbringung ermöglichen.
Daten werden immer mehr zum Rohstoff
Aus diesem Grund begannen viele Hersteller in den letzten Jahren damit, eigene und teilweise sehr umfassende digitale Lösungen für ihre Kunden zu entwickeln. Die Bandbreite der digitalen Angebote reicht dabei von Plattformen, die den richtigen Einsatz erläutern, bis hin zu Applikationen, die das Management der Felder und des Betriebs erlauben. Manche bieten auf Basis von Wetterdaten und Daten von Wachstumsverläufen Empfehlungs-Systeme oder Vorhersagen, welche Maßnahme oder Fruchtfolge an welchem Standort wann sinnvoll wäre.
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Das neue Geschäft in der Landwirtschaft entsteht mit den digitalen Daten, die sich über Maschinen, Geräte oder Sensoren gewinnen lassen. Und natürlich durch die Eingaben der Landwirte selbst, wenn sie etwa ihre Ackerschläge in den Systemen anlegen, und deren Historie. Und: Wenn sich etwa durch die Arbeit mit den Plattformen eine immer größere Datenmenge ansammelt. Durch die Auswertung dieser Daten entsteht Know-how, das sich positiv auf die Erträge auswirkt – und damit Wertschöpfung. Die künftigen Produkte, die Landwirten angeboten werden, sind immer weniger einzelne Komponenten. Die wird es zwar immer noch geben. Doch die eigentlichen Produkte sind umfassende Systeme, mit denen sich das gesamte Management eines Betriebs organisieren und abbilden lässt. Vergleichbar sind diese landwirtschaftlichen Lösungen dann etwa mit Apple. Der US-Konzern bietet ein digitales System, mit dem Verbraucher einen immer größeren Teil ihres Unterhaltungs- und Kommunikationsbedarfs abbilden können. Um diesen Bereich entsteht zunehmend ein Wettbewerb der Anbieter. Also werden Hersteller von Pflanzenschutzmitteln auch Anbieter von digitalen System-Lösungen. Und wir dürfen gespannt sein, welche Firmen sich als die Apples der Landwirtschaft erweisen werden.
Die Tools und Plattformen
Xarvio Field Manager (BASF) Field View (Bayer) IQ-Plant/NetFarming (Agravis) Cropwise Spray Assist (Syngenta) Anya (SumiAgro)